Pink Floyd - Atom Heart Mother (1970)

03.03.2015 16:12

Veröffentlichung: 10. Oktober 1970

Stil/ Genre: Psychedelic, Blues, Klassischer Prog, Art Pop

 

Besetzung:

Roger Waters - Bass, Gesang

Richard Wright - Keyboards, Gesang

Dave Gilmour - Gitarre, Gesang

Nick Mason - Schlagzeug

 

Titelliste:

1. Atom Heart Mother

        I. Father's Shout

        II. Breast Milky

        III. Mother Fore

        IV. Funky Dung

        V. Mind Your Throats Please

        VI. Remergence

2. If

3. Summer '68

4. Fat Old Sun

5. Alan's Psychedelic Breakfast

        I. Rise & Shine

        II. Sunny Side Up

        III. Morning Glory

 
 
Am besten warten, bis es regnet, das Fenster öffnen, die Schallplatte (was sonst) auflegen und im Dunkeln vom Sofa aus genießen. Vielleicht eine Flasche Wein öffnen.

Zwischen das Rauschen des Regens draußen ertönt langsam und leise ein dumpfer, tiefer Ton - typisch Pink Floyd - , worauf aus dem Nichts die herrlich dissonanten Bläser den Charakter des Stückes ankündigen - verschlossen, mystisch, bombastisch. Die Bläser werden klarer.. Was für ein Spannungsaufbau! Vom Regen draußen ist mittlerweile nichts mehr zu hören. Was ist das? Geht's hier aus dem Metrum? Nein; zählt man genau mit, kann man erkennen, dass das Lied die ganze Zeit im Metrum bleibt. Mittlerweile hat auch die ganze Band eingesetzt, welche zusammen mit den Bläsern das wundervolle Grundthema verkündet. Ein Paar Soundeffekte gibt's auch noch und RUMMS geht's wieder ins Grundthema.
Es folgt ein ruhierer Teil mit einer Violine und einer wunderschönen Hammondorgel im Vordergrund, der in ein schönes Gilmour-Solo übergeht, das auch wieder durch Bläser unterstützt wird. Bombast. Es ertönen Frauenstimmen, jedoch ohne Text (tatsächlich ist der einzige Text in dem Lied SSASSAASSAASSAAAAA! RAKATIKA! RRRRRR!...). Es entsteht eine ungeheure Athmosphäre und der Regen draußen ist langsam wieder zu hören. Dissonanzen und die immer größer werdende Anzahl der Sänger und Sängerinnen erzeugen ein wenig Spannung, bis es dann wieder in den Schlagzeugrhythmus geht. Ein gelungener Tonartwechsel führt in einen absolut Pink-Floyd-typischen Solteil von Gitarre, Hammond und Bass.
Danach setzen die oben genannten Gesangszeilen ein, gesungen durch einen Chor. Man hört es bereits heraus - Es geht wieder ins Grundthema. Man merkt richtig der Schweiß der einem den Rücken runterläuft - schon groß irgendwie. Ein herrlich dissonantes Mellotron leitet ein zu einem Musique-Concrète-Teil, der mich ein wenig an Revolution 9 der Beatles erinnert, aber trotzdem absolut Pink-Floyd-typisch ist. Aus dem Nichts erscheinen frühere Themen des Liedes overdubbed wieder.
'Silence In The Studio'. Wenn man das Lied kennt, ist das der Satz auf den man wartet, bevor es aus dem scheinbaren Wirrwarr wieder in das geniale Grundthema geht. Es folgt ein toller Ausklang, in dem es nocheinmal dramatisch und bombastisch wird. Chöre und Bläser setzen ein letztes Mal ein und enden tut das Ganze mit einer herrlichen Akkordfolge und einem fetten Schlusston.
Mal ganz ehrlich: Es handelt sich wirklich um ein Werk, für das man sich Zeit nehmen und genau drauf hören muss. Das ganze Lied Atom Heart Mother erstreckt sich über 23 Minuten und ist zweifellos eins der unangesehensten, weil ungewöhnlichsten, aber doch genialsten und vielsetigsten Werke, die Pink Floyd je auf die Platte gebracht haben. 

Als krasser Gegensatz zum Titelstück steht nun das nachfolgende If, geschrieben von Roger Waters. Es handelt sich um eine relativ kurze Ballade, spährlich instrumentiert. Ein Song dessen Fehlen niemanden umgebracht hätte. Allerdings ist es ein wilkommener Ruhepunkt nach dem anstrengenden Longtrack.

Es folgt ein Stück von Richard Wright namens Summer '68. Wesentlich spannungs-, energievoller und auch irgendwie sinnvoller als Waters If . Ein sehr schönes Lied, mit jazzigen Akkorden auf dem Keyboard, einer Menge Bläsern, energievoller, ruhiger und spannender Momente. Toll.

Eine weitere Ballade, diesmal von Gilmour, beendet den ,Singleteil' des Albums. Der Song heißt Fat Old Sun. Gilmour singt sehr ziehrlich und hoch. Es verbreitet eine ruhige und entspannte, irgendwo aber auch traurige Athmosphäre.

So, Schluss mit den Schmalzballaden, es wird wieder psychedelisch, seltsam, verquer. Wir sind halt in den Früsiebzigern. Alan's Psychedelic Breakfast hinterlässt bei schätzungsweise 70% der Hörer ein riesiggroßes Fragezeichen in deren Köpfen. So jedenfalls die Meinungen, die ich bisher kenne. Ich gehöre allerdings zu den restlichen 30%. Mir gefällt die Idee gut. Ich will sie mal kurz erläutern:
Man hört ein Paar Geräusche und einen Mann sagen: ,Flakes, Sausages, Tomatoes, Toast, Marmalade' etc.. Der Name hat es schon verraten, aber es wird offensichtlich: Es scheint sich hier tatsächlich um Frühstück zu handeln.
Es dauert nicht lang und es ertönt eine schöne Melodie von Klavier, welche ein Paar Minuten dauert, bevor es wieder in den Frühstückteil geht. Ein paar gemurmelte Wörter und das Geräusch vom Tiegel, in dem irgendwas brät. Schmatzen wird übertönt durch eine weitere schöne Melodie, diesmal gspielt von Gilmours Gitarre. Sie wirkt vergnügt und träumerisch.
Ahh, mal wieder Zeit, Alan zuzuhören? Ja. Weitere Geräusche vom Braten von irgendwas, bevor diesmal die gesamte Band einsetzt. Länger als sonst. Eine sehr schöne Steigerung macht den Teil interessant und nicht langweilig.
Und wie soll es auch sonst sein - Es endet wieder mit Geräuschen. Ein Wasserhahn tropft ins Unendlich.

Fazit:
Nun ja. Was soll man noch sagen? Der Longtrack ist natürlich das Hauptohrenmerk der Platte, doch auch der Rest ist hochinteressant. Übrigens- Man höre sich das Ganze mal mit Kopfhörern an - ihr werdet staunen, was man hier ales raushört. Atom Heart Mother besteht weitherhin zu ca. 65-70% aus instrumentaler Musik, was ich nicht unbedingt als störend empfinde, denn Pink Floyd sind auch nicht unbedingt die Sangesgötter.
Und ja, das hier ist durchaus Progressive Rock, denn sowas hört man ziemlich selten.
 
 

Bewertung: 

Vergleichbar mit: 

Pink Floyd allein erschaffen solche Atmosphäre. Revolution 9 der Beatles an einer Stelle.

 

 

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