Spock's Beard - Feel Euphoria (2003)

04.03.2015 15:42

Veröffentlichung: 8. Juli 2003

Stil/ Genre: Retro-Progressive Rock, Hard Rock, Art Pop

 

Besetzung:

Nick D'Virgilio - Drums, Gesang, Gitarre

Alan Morse - Gitarre, Gesang

Dave Meros - Bass, Gesang

Ryo Okumoto - Keyboards

 

Tracklist:

1. Onomatopeia

2. The Bottom Line

3. Feel Euphoria

4. Shining Star

5. East Of Eden, West Of Memphis

6. Ghosts Of Autumn

7. A Guy Named Sid

        I. Intro

        II. Same Of Story

        III. You Don't Know

        IV. Judge

        V. Sid's Boys Choir

        VI. Change

8. Carry On

 

Waren Spock's Beard zu Morse-Zeiten noch die 'leitende Kraft' des Retro-Progressive Rocks, gelten sie nach diesem Output seltsamerweise nur noch als eine Band, die mal richtig gut war und jetzt verzweifelt versucht, einen eigenen Stil zu finden - sprich: eine Nullnummer, ein Lacher. Das selbstredend völlig zu Unrecht.

Spock's Beard verbindet die Musiker Dave Meros (Bass), Alan Morse (Gitarre), Ryo Okumoto (Keyboard) und Nick D'Virgilio (Schlagzeug und nun auch Gesang). Wir haben hier eine Gruppe äußerst begabter Musiker vor uns. Ein guter Musiker ist aber noch längst kein guter Komponist. Nun, Neal Morse war/ ist beides. Sind die Herren D'Virgilio, Okumoto, Morse (Alan) und Meros das auch? Es fehlt ihnen vielleicht die Genialität von Neal Morse, aber trotzdem sind sie in der Lage, selbst sehr gute Musik zu schreiben. Das alles klingt nicht mehr nach Neal Morse, aber es klingt nach Spock's Beard.

Bereits mit dem Opener Onomatopeia zeigen die verbliebenen Spock's Beard extremen Mut, denn ich kann mir gut vorstellen, wie eingefleischte Bärte-Fans verwirrt ihren CD-Wechsler untersuchen - ob sie denn wirklich die richtige CD anhaben. Es handelt sich hier um einen knochentrockenen Rocker. Er klingt, wie ein Schlag in die Fresse, wie "Ey wir sind immernoch da! Schaut mal!". Besonders live kommt dieser Song absolut geil.
Mit The Bottom Line schaffen es Spock's Beard zum ersten und einzigen Mal auf Feel Euphoria, das typische Neal-Morse-Feeling hinzubekommen. Vertrackt, dramatisch, ein sehr gelunger Song mit einem unkonventionellen Aufbau.
Der Titeltrack ist dann wieder ganz anders. Extrem schleppend, new artrockig. Er verbreitet zunächst eine sehr unangenehme Atmosphäre (vgl Steven Wilson) und verwandelt sich dann in einen völlig abgefreakten Song, wie es noch kein Spock's Beard Song bisher war.
Shining Star hättenicht sein müssen. Aber das sagt ja wohl jeder. Skip.
East Of Eden, West Of Memphis erinnert mich seltsamerweise an The Gypsy, was wahrscheinlich an dem Soloteil liegt. Abgesehen vom Soloteil ist der Song allerdings ein wenig ZU eingängig, um nicht zu sagen, langweilig. Die Melodie ist mir etwas zu gefällig. Aber der Zwischenteil lohnt sich. Hier wird endlich mal die instrumentale Breitseite ausgepackt, mit Mellotronflöten und allem drum und dran.
Ghosts Of Autumn ist eine absolut schöne Hammerballade, die jede Ballade von Morses Testimony mühelos schlägt. Absolute Spitzenklasse. Alan Morse darf ein wunderbares Gitarrensolo zum besten geben.
A Guy Named Sid wird jeden Neal Morse Fan gnadenlos enttäuschen, da der Song leider garnicht nach den alten Spock's Beard klingt. Komponiert von Nick D'Virgilio, setzt man hier extrem auf Groove, denn auf irgendwie versucht reingezwungene Progressivität. Und das steht dem Song doch recht gut. Auch, wenn die Lyrics zu wünschen übrig lassen, die Übergänge zu holprig sind und der Schluss nicht ganz gelungen ist (ich mags nicht, wenn Songs ausgeklungen lassen werden), legt D'Virgilio hier einen bodenständigen Longtrack hin, der dennoch nicht im Geringsten mit Frühwerken vergleichbar ist. Sicherlich hätte man aus diesem Song einen fantastischen 10-12 Minüter schustern können.
Der Schlusstrack Carry On wird wohl von vielen als schmalzige Ballade bezeichnet; doch gerade hier sollten Neal-Morse-Balladen-Fans ausnahmsweise mal die Klappe halten. 

Fazit:
Spock's Beard sind nicht mehr die Spock's Beard der 90er, sondern eine völlig neue Band mit einem völlig neuen Stil und vorallem einem neuen, (meiner Ansicht nach) besseren Sänger. Feel Euphoria hat Schwachstellen, aber es beweist auch Mut und die Entschlossenheit zu Neuem. Sie brauchten etwas Anlauf und probierten viel aus (meines Erachtens nach lobenswert), bis sie sich mit den nächsten Alben nach und nach finden sollten.

 

Bewertung: 

Vergleichbar mit: 

Die Band befand sich im Umbruch und klingt im Prinzip jede dritte Minute nach irgendetwas anderem. Kopiert und gekupfert wird zum Glück nirgends.. 

 

 

 

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