Yes - Fly From Here

11.05.2013 16:57

Veröffentlichung: 2011

Genre/ Stil: ArtPop, Pop, Rock

 

Besetzung:

Benoit David - Gesang

Oliver Wakeman - Keyboards

Geoff Downes - Keyboards 

Chris Squire - Bass

Steve Howe - Gitarre

Alan White - Schlagzeug

 

Titelliste:

1. Fly From Here

    I. Overture

    II. We Can Fly

    III. Sad Night At The Airport

    IV. Madman At The Screens

    V. Bumby Ride

    VI. We Can Fly (Reprise)

2. The Man You Always Wanted Me To Be

3. Life On A Film Set

4. Hour Of Need

5. Solitaire

6. Into The Storm

 
 

Das Cover zeigt eigentlich schon alles.
Dean wurde im Laufe der Bandgeschichte einige male von 'irgendwelchen Stümpern' ersetzt. Doch hier wird selber zu einem. Yes auch? Eine nicht unberechtigte Frage, muss man zugeben.
Das Cover ist total über..-'allest'. Zuviel grün, zuviel Dean, zuviel Kram auf einem Haufen. Dennoch wurde es vom selben Herren gestaltet wie die 70er-Meisterwerke. Gleiches gilt auch für die Musik. White, Howe und Squire sind vom klassichen LineUp noch übrig, aber genau wie das Cover sind sie nur noch (unter Yes-Fans ein mittlerweile beliebter Spruch) eine Karikatur ihrer selbst. Und das Cover sieht aus wie eine Karikatur der 70er-Cover (obwohl mir seit Relayer kein Dean-Cover mehr gefallen hat..).

Und da hilft auch nicht, dass Horn und Downes mitwurschteln, auch nicht, dass Fly From Here einen 24-Minuten-Epic-Track im 'classic Yes-Style, I guess' (, Squire) beinhaltet, da hilft nichts, dass man jetzt einen feschen Anderson-Klon hat und es hilft auch nichts, dass Howe mit seinen genialen Linien das Album zu einem gewissen Grad versüßt. Denn diese Fakten haben alle ein dickes ABER:
Horn und Downes sind als Buggles nicht gerade die Namen, die einem ein Prog-Meisterwerk versprechen. Die haben dieses Machwerk zu ungefähr 60% verbrochen. Der Titelsong ist auch kein 24min-Track, sondern eine Aneinanderreihung von mehreren kürzeren Songs (obwohl es hier einen Trick gibt, später mehr dazu). David klingt eigentlich garnicht nach Anderson, sondern nach Horn, was nicht unbedingt ein Lob ist. Und Howe wird mal wieder schändlich unterfordert; der Ärmste wird wiedermal total unterfordert.

Aber ganz so fies wollen wir mal nicht sein. Das Album hat durchaus seine Momente.
Die 'Overture' (lächerlich, der Name, aber naja) ist schon mal klasse, aber zu kurz. Der Einstieg baut Spannung auf und es gungst ordentlich. Polyrhythmik, cool. Was Bruford da wohl rausgeholt hätte, Mann!.. White's Gewumse geht mir schon seit Anfang 80er auf den Keks. Dann.. Ein Abbruch. Neuanfang. NEIN! So, GENAU SO soll es nicht sein! Wieso diese Lücke nicht wegschneiden und das Klavier direkt weiterspielen lassen?
Die Singleauskopplung ist ein netter Pop-Song mit Buggles-Feeling. Kompositorisch billig, aber trotzdem ok, mit Ohrwurmcharakter. Und wenn wir schon bei 'packend' sind- das sollte wohl der nächste Teil der Suite sein. Es folgt mal wieder eine riesige Lehrstelle und erneut frage ich mich; wieso nicht die Gitarre aus dem Ausklang hervorgehen lassen? Fertig, Lücke weg! Naja. Das Stück selbst beginnt mit 'Hotel-California-Rasseln' und einer kitschigen, aber gut gespielten Konzertgitarre. Dann wird's leicht dramatisch. Okay. Dann: wieder ein Ausklang. Ihr kapiert's nicht oder? Eine Frage kommt mir in den Sinn: Haben wir hier Yes oder einen Haufen Deppen vor uns?
Moment, was ist das? Ein Mellotron! Achso, nur eine billige Überleitung zum nächsten Teil, welcher das Overture-Thema wieder aufnimmt. Der Track selbst ist *gut*, wobei David mit dem Harmoniegesang des Restes sehr gut harmoniert und wieder Polyrhythmik eingesetzt wird.
Dann wird der nächste Teil eingeblendet. Eingeblendet. Einfach Mist, sowas. Und dann ist der Track auch nicht mal gut. Größtenteils instrumental, auf eine einfache Kadenz(!) aufgebaut und mit ein paar einfachen (einfachen!) rhythmischen Spielereien bestückt. Schlussteil ist dann logischerweise die Reprise, wie der Titel schon sagt.
So, das ist jetzt der Monstertrack, der Close To The Edge ähneln soll? Leute, wenn es nicht wahr ist, labert nicht solchen Schmodder vorher.
Aber hier gibt es einen Trick: Schneidet euch die Lieder einfach selbst zusammen, kürzt die Lücken , das kostet euch ungefähr 5 Minuten Arbeit. So wirkt das ganze schlüssiger. Am besten, ihr macht das VOR dem ersten Hördurchlauf. Ist schon irgendwie arm, wenn man sich ein Album einer Band wie Yes erst selbst zusammenbasteln muss, um es besser zu machen. Ich werde nie verstehen, wieso Bands lange Stücke in Einzeltracks unterteilen. Im großen und ganzen hat die Suite massig unausgeschöpftes Potenzial und gute Melodien. Aber das Teil krankt vor allem an Stückwerkelei und hirnrissigem Aufbau. Und mal anders rum, wieso nicht die Suite zum ganzen Album werden lassen und ein Konzeptalbum draus machen? Wär doch auch mal nett

Der Rest des Albums ist aber eigentlich noch schlimmer.
The Man.. und Hour.. sind 4/4 (ersteres jedoch mit kleinen Ausnähmchen) Pop-Stücke, mittelmäßig bis grausig. Wenn es wenigstens hübsch oder witzig wäre, wie einst Don't Go oder It Will Be A Good Day, aber nein, das hier ist schmalzigster Pop, Marke 'unterste-Schublade'. Life On A Film Set ist da schon interessanter. Beginnt leicht geheimnisvoll, nimmt dann aber Fahrt auf und wird sogar vertrackt. Und dann- HÖRT ES EINFACH AUF! Wieso? Wiesooo? Seid ihr so blöd oder tut ihr nur so?
Into The Storm hat einen leicht ekligen Up-Tempo-Rhythmus als Grundidee, besitzt aber einige interessante Ideen gegen Ende. In Ordnung.
Naja, und Solitaire ist das versprochene Howe-Solostück, das zwar ziemlich gut ist (eigentlich sogar besser als alles seit The Ancient von der Sorte), aber aus dem Brei auch nix mehr rausholen kann.

Jetzt ist das Album vorbei und.. Das war's? Scherz komm raus? Das ist das seit 10 Jahren erwartete neue Album der legendären Prog-Band YES? Im Ernst, Magnification war besser, das hatte wenigstens Biss und Druck. Selbst das von mir gehasste neue Wobbler-Album übertrifft das Teil knapp. Ihr seht, ich bin leicht entsetzt. Und die großen Reden vorher? Mix aus 70er und Pop? Wo habt ihr denn bei dem Mix die 70er hinversteckt? Checkt ihr's nicht? Kein Mensch will irgendwelche billigen Abklätsche von ebenfalls billigen 80er-Misserfolgen hören! Schmeißt die Baggls-Pop-Heinis raus, hört auf Howe, holt euch Anderson zurück, die beiden wollen ewig schon mal wieder ein Album mit 'richtiger' Yes-Mucke machen. David kann gesanglich auch nicht mal annähernd mit Anderson mithalten, von den schmerzlich vermissten, genialen Anderson-Lyrics nicht zu sprechen. Ich bin keiner von den David-Hassern, aber trotzdem: Ich hab ihn 2010 in Córdoba gesehen, das war okay, aber Andersons unnachahmlichen Engelsgesang kriegt man einfach nicht ersetzt. Aber man ist ja stur und will's allen beweisen. Nur klappt's nicht. Ich hab nix gegen guten Pop, aber *so*.. nicht. Fly From Here ist, ich bin traurig drüber, eine Enttäuschung. Jetzt heißt's weitere 10 Jahre warten, hoffen wir, Howe ist bis dahin nicht verhungert...

 

Bewertung: 

Vergleichbar mit: 

The Buggles, Yes der 80er.. Nix was man bei Yes wirklich hören will.

 
 
 
 
 

 

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