Yes - Symphonic Live (2002)

15.05.2015 15:13

Veröffentlichung: 2002 (DVD), 2003 (CD), 2009 (2CD)

Genre/ Stil: Progressive Rock, ArtPop

 

Besetzung:

Jon Anderson - Gesang

Tom Brislin - Keyboards 

Chris Squire - Bass

Steve Howe - Gitarre

Alan White - Schlagzeug

Wilhelm Keitel - Dirigent

(Orchester ohne Namen)

 

Titelliste:

1. Overture (aus Give Love Each Day)

2. Close To The Edge

    I. The Solid Time Of Change

    II. Total Mass Retain

    III. I Get Up, I Get Down

    IV. Seasons Of Man

3. Long Distance Runaround

4. Don't Go

5. In The Presence Of

    I. Deeper

    II. Death Of Ego

    III. True Beginner

    IV. Turn Around And Remember

6. The Gates Of Delirium

7. Steve Howe Guitar Solo

    I. Vivaldi's Lute Concerto in D, 2nd Movement

    II. Mood For A Day

8. Starship Trooper

    I. Life Seeker

    II. Disillusion

    III. Würm

9. Magnification

10. And You & I

    I. Cord Of Life

    II. Eclipse

    III. The Preacher, The Teacher

    IV. Apocalypse

11. Nous Sommes Du Soleil

12. I've Seen All Good People

    I. Your Move

    II. All Good People

13. Owner Of A Lonely Heart

14. Roundabout

 
 

Dieses mal lassen sich Yes nicht lumpen. Symphonic Live ist sicherlich eine der besten Live DVDs, die die Band bisher veröffentlicht hat. 

Ein Konzert mit Orchester, oder generell die Verbindung von Rockband und Orchester ist bekanntlich kein leichtes Unterfangen. Zu viel Gefahr besteht, man könnte in den Kitsch-Bereich, in Filmmusik-Klischees oder übertriebenen Bombast abdriften. Aber nein, all diese Eisberge umschiffen Yes gelassen. Das Orchester ist gut hörbar, an manchen Stellen gar dominant und gibt dem Gesamtsound eine zusätzliche Fülle. Ein klarer Vergleich sind hier die beiden Lieder die gänzlich ohne Orchester gespielt wurden (Owner Of A Lonely Heart und Roundabout). Das Orchester fehlt zwar nicht (logisch, haben ja sonst immer ohne gespielt), aber die Stücke, die mit gespielt werden, gewinnen eine zusätzliche Dimension durch die neuen Arrangements. Zudem besteht besagtes Orchester nicht aus einem Haufen grimmig drein blickender alter Affen, die sich extra für dieses Konzert einen neuen Anzug gekauft haben, der ihnen dann doch nicht passt, sondern aus einer Horde spielfreudiger, junger Musiker, die die Musik von Yes tatsächlich zu mögen scheinen (was ja heute unter Jungendlichen nicht selbstverständlich ist, da rede ich aus Erfahrung). Nett aber grenzwertig finde ich die Schunkeleinlagen.. Und wenn dann die ganze Mitmusikermannschaft beim letzten Lied Roundabout auf die Bühne kommt und bunt herumtanzt, merkt man, Yes haben immer noch Humor.

Und wenn wir schon mal bei den Musikern Yes sind: Es ist einfach unglaublich, wie gut die alten Herren noch immer musizieren. Anderson ist hier vielleiht das extremste Beispielt; er erklimmt immer noch problemlos seine Höhen und hat nix von seiner Engelsgleichheit verloren (die Haare vielleicht..). Der bleibt für mich einer der überragensten Sänger der Rockgeschichte. Chris Squire ist und bleibt ein Poser und steuert nicht nur seinen unverwechselbaren, wummernden Basssound bei, sondern peppt die Bühnenshow mit witzigen teilweise pirouettenartigen Bewegungen auf. Der 'Neue' Tom Brislin macht seine Aufgabe sehr gut und lässt Wakeman nicht vermissen. Er spielt sämtliche Parts perfekt nach und bringt etwas "jüngeren Elan" in die Bude. Gerade bei charakteristischen, ausgeschriebenen Dingen haben sich einige andere Keyboarder manchmal zu viel Freiheit genommen, diese zu variieren. Da ist es angenehm, dass mal jemand kommt, der diese Parts so spielt wie sie sein müssen. 

Desweiteren ist es immer wieder herrlich, den steinalt und abgemagert wirkenden Meister Steve Howe hochkonzentriert über die Bühne hüpfen zu sehen. Dieser Mann hat neben seiner Genialität (die Läufe die der sich aus dem Ärmel schüttelt!) einfach eine Sympathie, die sonst keiner hat. 

Und dann.. haben wir ja auch noch den werten Herrn White. Ich find ja, dass Bill Bruford schon immer der wesentlich bessere Drummer war, denn White hämmert tierisch auf seinen Trommeln herum, aber so RICHTIG Schlagzeug spielen kann er dann doch nicht mehr. Ich habe ihn beispielsweise noch nie Ghostnotes spielen sehen.. Auch das Schlagzeugsolo bei Ritual ist nicht allererste Sahne.. Zwar okay, aber nix Besonderes. Doch wenn man sich ansieht, mit welcher Freude und Hingabe der alte Mann mit Pierce-Brosnan-artig hintergekämmten Haaren seine Felle bestraft, kann man ihm nur sehr schwer böse sein. Bei den neueren Studioaufnahmen sieht das allerdings anders aus, zumal die alten Stücke vielleicht einfach mehr Möglichkeit für ein fantasievolles Schlagzeugspiel hergeben.


Jap, Yes sind definitiv in den 70ern hängen geblieben. Sie spielen ihre alten Meisterwerke im neuen Soundgewand und unverblasster Hingabe und kleiden sich sogar noch wie früher! Den langen Steve Howe mit seinem Alter-Opa-Outfit fand ich schon immer herrlich daneben, Andersons Öko-Kleidung scheint noch aus den 70ern zu stammen und Squire hat sich tatsächlich in eine Strapse gezwängt. Aber genau da knackt es! Genau das macht Yes so sympathisch. Denn sie achten angenehm wenig auf äußerliche Unwichtigkeiten und beglücken ihre Hörer dafür mit ihrer Spielfreude, die nunmehr seit 40 Jahren an ihnen kleben geblieben ist.
Doch nicht nur auf Grund der genialen Performance der Musiker wird dem Fan hier ein Schmankerl geboten, sondern auch wegen der überragenden Setlist. Fast 3 Stunden wird einem das beste Material von Yes geboten. Ob man I've Seen All Good People oder Don't Go nun mag, ist subjektiv. Doch allein bei Close To The Edge, dem Übersong The Gates Of Delirium und Ritual (inklusive Bass- und Schlagzeugsolo) schmilzt der Fan natürlich dahin. Desweiteren werden sehr schöne Versionen von And You & I, Starship Trooper, dem neuen, sehr gelungenen In The Presence Of, Roundabout und Long Disctance Roundabout geboten, nebst einem mal wieder überaus geschmackvollen Abstecher in die Klassik in Form einer Soloeinlage des Meisters Howe.

Mal ganz nebenbei, an einer solchen Setlist könnten sich ehemalige Artgenossen wie Genesis gut und gern mal drei Scheiben abschneiden. Während die kastrierte Versionen von ihren Meisterwerken wie Firth Of Fifth oder Dance On A Volcano bringen und sich nicht mal herablassen ihren Übersong Supper's Ready mal wieder zu spielen, bieten einem Yes das volle Programm und ziehen alle Register. Andererseits, wer will schon wirklich neuere Songs von Yes Live hören...

Fazit:
Yes scheinen ihre Meisterwerke von 'früher' immer noch zu lieben. Dass sie nebenbei auch einige peinliche Abstecher in den Pop gemacht haben, ist mir dabei unverständlich. Wer Fan der frühen Yes ist und nicht an jedem Orchester was zu meckern hat, sollte hier zugreifen, sich zurücklehnen und genießen, dass Yes immer noch Yes sind und anscheinend weder alt geworden sind, noch die Nase voll haben!

 

Bewertung: 

Vergleichbar mit: 

Yes

 

 

 

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