Metallica - S&M (1999)

04.03.2015 16:22

Veröffentlichung: 23. November 1999

Stil/ Genre: Metal, Thrash Metal, Symphonic Metal

 

Besetzung:

James Hetfield - Gitarre, Gesang

Kirk Hammett - Gitarre

Jason Newsted - Bass, Gesang

Lars Ulrich - Drums

 

Tracklist:

Disc 1:

1. The Ecstasy Of Gold

2. The Call Of Ktulu

3. Master Of Puppets

4. Of Wold & Man

5. The Thing That Should Not Be

6. Fuel

7. The Memory Remains

8. No Leaf Clover

9. Hero Of The Day

10. Devil's Dance

11. Bleeding Me

Disc 2:

1. Nothing Else Matters

2. Until It Sleeps

3. For Whom The Bell Tolls

4. Human

5. Wherever I May Roam

6. The Outlaw Torn

7. Sad But True

8. One

9. Enter Sandman

10. Battery

 
 

 

Ich muss so um die 8-9 Jahre alt gewesen sein, als ich S&M von Metallica zum ersten mal aus den Weiten der CD-Schränke meines Vaters gekramt habe. Es war seitdem unter anderem neben Knopflers Sailing To Philadelphia, U2s The Joshua Tree, einer alten Aerosmith Live Platte und einigen Ostrock Alben fester Bestandteil meiner Kindheit und zuständig für die Entwicklung meiner Zuneigung für Musik der heavyeren Gangart. Doch nicht nur das; bis heute ist S&M mein meistgehörtes Metallica Album und zudem meiner Ansicht nach ihre beste Veröffentlichung überhaupt.

Damals kannte ich weder Ride The Lightning, noch And Justice For All, nicht mal das Black Album. Und ich war in der Tat enttäuscht, als ich diese dann mit 12-13 zum ersten mal hörte. Wo war das Orchester? Mir war nicht einmal bekannt, dass die Verbindung Rockband und Orchester bei Metallica nicht Gang und Gebe war. Zunächst dauerte es eine Weile, bis ich mich damit abgefunden hatte. Auch, wenn ich jetzt eine andere Live Version oder das Original von Master Of Puppets höre, singe ich manchmal einfach die Orchesterstimmen mit.

Doch es brachte auch einen Vorteil: Ich machte keinen Unterschied zwischen der Thrash-Metal- und der Hard/Heavy-Phase der Band. Für mich war Fuel eine kürzere Variante von Master Of Puppets und Devil’s Dance nicht weit entfernt von Sad But True. Ich fand die Songs halt geil, egal, von welcher Platte oder aus welcher Zeit sie stammten. Und es hat sich auch nicht viel daran geändert, dass ich die Versionen der Songs von S&M lieber höre als die Originale. Das Album ist fett produziert, die Musik profitiert von Hetfields gereifter Stimme und dem Fehlen des laschen Schlagzeugsounds von Ride The Lightning und Master Of Puppets. Trotzdem sind die Songs mit der Metallica-eigenen Tightness gespielt, die Riffs sitzen, Ulrichs Schlagzeug hängt wie immer herrlich und gibt dem Ganzen ein ungemein erdiges Fundament. Nicht zuletzt finde ich auch einfach die Verbindung von derart harter und auf Geschwindigkeit bauender Musik mit dem sanften Klang eines Orchesters sehr gelungen.

 

Bereits der Anfang hat mich schon immer beeindruckt. S&M fängt nicht mit einer vom Band kommenden Version von Morricones Ecstasy Of Gold an, sondern mit einer von Kamen dezent umarrangierten Version, gespielt vom Orchester. Das eröffnet das Album mit einer unverwechselbaren Atmosphäre. Die Komposition ist natürlich über jeden Zweifel erhaben, aber mir gefällt diese Version einfach besser als alle anderen vorhandenen. Schon die Glocke am Anfang ist erhaben, die mit Dämpfer gespielte Trompete ist extrem edel und der Song steigert sich herrlich bis zu seinem Schluss. Direkt im Anschluss fängt Hetfield mit den bekannten Arpeggios von The Call Of Ktulu an. Allerhand.. die erste viertel Stunde des Konzerts ist erstmal instrumental. Die S&M-Version von Ktulu schlägt das Original einfach um Längen. Sie ist erstmal ein wenig langsamer, und das Orchester fügt dem Instrumental einige sehr interessante Facetten hinzu. Der Song wird einfach noch bedrohlicher, der Anfang bereits noch unangenehmer (positiv gemeint). The Call Of Ktulu ist einer meiner Top 3 Lieblingssongs von Metallica, und er liegt hier meiner Ansicht nach in seiner definitiven Version vor. Vielleicht zufälligerweise, vielleicht aber auch gerade deswegen hat meine CD genau bei diesem Song mehrere Kratzer und kann nicht mehr wiedergegeben werden. Das hat mich früher tierisch angekotzt.. Zum Glück kann man ihn heute auch anderswo hören ;)

Der endlose Schlussakkord weicht ins Chaos und mündet in einem Einzähler von Ulrich: Master Of Puppets. Das Orchester spielt viel mit, aber es spielt auch viel dagegen. Die äußerst gelungenen Arrangements von Michael Kamen tun ihr übriges. Spätestens bei Hetfields „Huuuh yeaaoh“ packe ich mein Luftschlagzeug aus und treffe jeden Schlag. Der Song wird gespielt mit sehr viel Energie. Das Publikum darf wie immer auch einiges singen. Besonders der ruhige Mittelteil profitiert sehr stark von den Streichern. Sie spielen (nicht nur hier) komplett neue Melodien und Akkorde. Dieser Teil ist wirklich äußerst gelungen und wird live für absolute Gänsehaut gesorgt haben. Sehr geil ist auch, wie manche Sätze vom Orchester Teile von Hammets Highspeed Solo mitspielen. Hetfields Lachen am Ende des Songs schließlich kam nie so gut wie hier.

Die ersten 20 Minuten gehören für mich zum Besten von Metallica und sollten unbedingt hintereinanderweg gehört werden.

Doch auch andere Songs profitieren vom Orchester. Of Wold And Man beginnt erstmal mit einem sehr coolen Einzähler von Hetfield. Das Intro wirkt durch die schnellen Streicherläufe noch hektischer. Die Arrangements sind hier so prominent, dass man sie wohl wohl getrost auch ohne die Band hören könnte. Dass das andersherum natürlich auch geht, ist logisch; doch die Verbindung klappt mal wieder super. 

Wherever I May Roam wirkt in dieser Version ebenfalls besser. Das eigentliche Intro folgt erst nach einer kurzen Streichereinleitung. Die Stimmung ist extrem unbehaglich. Der folgende ultraschwere Groove und die im Hintergrund pochenden Pauken sind in Verbindung mit dem Orchester extrem bedrohlich. Super. Der ganze Song gewinnt durch die zusätzlichen Arrangements eine komplette neue Dimension. Er wirkt zeitweise majestätisch, vor allem aber mächtig. Ähnlich verhält es sich mit Sad But True. Dieser eigentlich recht stumpfe Stampfer ist plötzlich ungemein melodisch. Die hinzugefügten Harmonien werten den Song enorm auf.

Devil’s Dance dagegen bekommt eine beinahe filmmusikalisch anmutende Note. Wenn Hetfield singt „I am the snake“ und die Streicher im Hintergrund eine leicht orientalisch klingende Melodie dahinspielen, als würde man mit einer Flöte neben der Schlange sitzen, kann man das Tier fast vor sich sehen.

Dass sich natürlich auch Balladen äußerst gut für die Verbindung Orchester und Band eignen, haben auch Metallica gemerkt. Hero Of The Day ist fließender, kitschiger (habe ein Herz für Kitsch) und einfach viel schöner als im Original. Das Gitarrensolo wird super vorbereitet und wirkt in sich viel besser. Newsted darf mal zeigen, dass er ganz gute Banking Vocals intonieren kann. Der Schluss wirkt schließlich fast wie der eines klassischen Stückes.

Bei One wird dem Konzertgänger vorgespielt, mann irre sich, wenn man denkt, dass nach den Schussgeräuschen nur One kommen kann, denn man hört zunächst ein paar unbehagliche Streichertepiche, bevor das eigentliche intro losgeht.

Auch Nothing Else Matters schwebt auf einmal (sehr gute Idee, das Schlagzeug erst nach dem ersten Refrain einsetzen zu lassen), und der ruhige Synchronteil in der Mitte wird hervorragend durch Hörner und Violinen unterstützt. Die Bassgruppe nimmt derweil viele tiefe Töne mit. Hier wird wirklich Gänsehaut beschworen. Ebenfalls meine liebste Version dieses sowieso schon grandiosen Songs.

Fuel wird mit deutlich mehr Tempo gespielt. Der Song ist wie gesagt in dieser Version fast wie eine kürzere Version von Master Of Puppets. Der Refrain hat mir schon immer sehr gefallen, hier kommt er noch besser. Ähnlich verhält es sich bei Enter Sandman. Die Streicher bringen das Eingangsmotiv interessanterweise derart zum grooven, dass man Probleme hat still zu sitzen. Der ruhige Mittelteil ist schließlich noch besser gelungen als bei jeder anderen Aufnahme des Songs. Er bekommt wie auch schon Devil’s Dance eine leichte filmmusikalische Note. Der Übergang zu dem beinharten Riff ist dann wieder einfach geil.

 

Und so geht es weiter, die Songs werden konsequent aufgewertet durch die durchweg guten Arrangements von Michael Kamen. Interessant ist, dass die Verbindung mit Metallica überhaupt funktioniert, da die Band eigentlich eine sehr eigene Art zu grooven hat. Doch hier wurde eine alteingesessene Idee genommen und in der Tat auch mal gut umgesetzt. Viele Bands sind an diesem Experiment schon gescheitert. Doch nicht so Metallica.

 

Bewertung:

11 + 1 Nostalgiepunkt

 

Vergleichbar mit:

Sich selbst.. nur dieses mal sinfonischer.

 

 

 

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