Pallas - XXV (2011)

03.03.2015 16:33

 

Veröffentlichung: 27. Januar 2011

Stil/ Genre: Neo-Progressive Rock, Metal

 

Titelliste:

1. Falling Down

2. Crash & Burn

3. Something In The Deep

4. Monster

5. The Alien Messiah

6. XXV Pt. 1 - 25 Good Honest Men

7. Young Good

8. Sacrifice

9. Blackwood

10. Violet Sky

11. XXv Pt. 2 - The Unmakers Awake

 

Besetzung:

Paul Mackie - Gesang

Ronnie Brown - Keys

Colin Fraser - Schlagzeuf

Niall Mathewson - Gitarre

Graeme Murray - Bass

 
 
 

Ich hab mich eigentlich ziemlich auf das neue Pallas Album gefreut. Die beiden Vorgänger The Dreams Of Men und The Cross & The Crucible konnte mich rundum überzeugen und hebten sich angenehm vom oftmals sehr sterilen und auch kitschigen Soundbrei des Neo-Progressive Rock ab.
Butterweiche Produktionen, zuckersüße Keyboardsounds, oft langweilige, und vor allem zu lange „Songs“ – all das sind Dinge, die man an Mass im Neo-Prog wiederfindet, jedoch NICHT bei Pallas. Das Coole an dieser Band ist das Vermischen von Neo-Prog mit bratzigem Hard-Rock. Damit erinnert der Stil von Pallas weniger an die „üblichen Verdächtigen“ wie Genesis, Yes oder VDGG, sondern (zumindest auf ihren letzten beiden Outputs) eher an Bands wie Queensryche, Deep Purple oder auch Uriah Heep. Dass der Einfluss der klassischen Vier natürlich auch nicht fehlt, ist klar. Doch auch durch die manchmal an Geoff Tate erinnernde Stimme von (Ex-) Sänger Alan Reed weckt den Eindruck, dass die Musiker von Pallas früher mehr Hard Rock Fans waren, die sich gelegentlich zu King Crimson mal einen durchgepfiffen haben.

Genug der Vorrede, denn genau dieses Konzept, all das, was ich gerade erklärt habe, werfen Pallas mit XXV um. Legt man das Album ein, so hört man erstmal ein steriles „Hello, and welcome“.. Assoziationen an Ayreon werden wach (in der Tat ist das auf diesem Album auch nicht das einzige mal). Dann kommt einer dieser übertriebenen Keyboard Sounds, als würde er aus Guitar Pro 6 stammen.. Einer von diesen, wo ich immer dankbar war, dass sie bei Pallas eigentlich nicht so oft auftauchen. Aber dann entwickelt sich ein Song allererster Güte, der mich aber beim ersten Hören zwar nicht aus den Socken gehauen hat, aber trotzdem okay ist und Drive hat. Der Grund dafür ist aber, dass er NULL nach Pallas klingt. Es handelt sich um einen straighten Rocker mit Metal (!) Anklängen. Auch eriinnert mich der Song stark an Shadow Gallery (Cliffhanger II). Riffing, Doublebass- wo ist das bitte Pallas? Trotzdem der beste Song der Platte. Ja, wirklich! Der zweite Song folgt diesem Prinzip im Großen und Ganzen, nur ist er schleppender und weniger eingängig. Im Laufe der Platte stellt sich heraus, dass es von dieser Sorte noch einige Nummern zu hören gibt. Ob man das nun gut findet oder nicht, ist jedem selbst überlassen. Mich persönlich begeistern solche Nummern nicht allzu sehr, zumal sie hier manchmal auch ein wenig ähnlich klingen. Trotzdem verbergen sich hinter den Riffs und dem recht hohen Härtegrad eine menge schöner Melodien. Sacrifice beispielsweise, ein weiter straighter Rocker im Up-Tempo, gefällt mir in der Hinsicht sehr gut.

Was mir auf XXV ein wenig fehlt sind die Power-Balladen im Stile von Ghost Dancer des Vorgängers. Atmosphärische Songs finden sich jedoch auch. Something In The Deep besteht eigentlich nur aus Keyboard und Stimme, mit kurzen Gitarreneinwürfen. Zum Schluss wird es sinfonisch, mit Streichern (echte?). Das hätte man zu einem Bombast-Song mit kompletter Band ausbauen können, er endet aber für meine Begriffe zu früh. Eine gute, aber nicht zu Ende gedachte Idee. Violet Sky geht auch in Richtung Atmosphäre, ein nettes ruhiges Stück mit schwebenden Keyboards, einer hübschen Piano-Einlage und einem endlich mal richtig gut zu hörenden Paul Mackie. Dieser Song ist übrigens der zweite Teil der 13 Minuten Suite, die das Album abschließt. Diese erreicht aber auch nicht ganz das Niveau von Epen der vorangegangenen Alben. Doch eins sollte man bei diesem Album wirklich beachten: Es klingt einfach nicht nach Pallas und darauf sollte man vorbereitet sein. Demzufolge bringt es auch nicht viel, Vergleiche anzustellen. Im letzten Song XXV (The Unmakers Awake) kommt zumindest mal wieder moderat Pallas-Bombast-Feeling auf.

Was gibt es also zu bemängeln, was ist der Grund dafür, dass mich XXV nicht wirklich umhaut? Nunja, ich habe Pallas als Vorband von Spock’s Beard kennengelernt, und was mir als erstes auffiel, ist dass Sänger Alan Reed einen astreinen Job ablieferte. Umso mehr war ich traurig als ich hörte, dass jener die Band verlassen würde. Ersetzt durch Paul Mackie, bekommen Pallas natürlich ein anderes Gesicht. Außerdem reicht dieser nicht annähernd an seinen Vorgänger heran. Und Alan Reed passt einfach besser zur Band, es fehlt einfach ein Stück am Gesamteindruck. Mackie liefert einen akzeptablen Job ab, auch wenn er mich nicht 100%ig überzeugt.
Was stört mich noch? Die Produktion. Neineinein, Leute, ihr habt doch bei The Dreams Of Men einen derart fetten aber doch transparenten Sound hinbekommen, wieso hier nicht? Fett klingt XXV zwar auch, aber alles ist ein riesiger BREI, in dem eigentlich alles untergeht. Das Schlagzeug ist laut, aber trotzdem nicht wirklich zu hören, Sänger Mackie geht unter dem Mix unter und der eigentlich essentielle Bass ist auch nur selten wirklich gut zu hören. Die Gitarre ist aber meistens sehr gut zu hören (übrigens auch beinahe das einzige, was noch wirklich an die vergangen Alben erinnert). Das Keyboard sticht auch oftmals hervor, ob das essentiell ist, ist aber die zweite Frage. Denn genau die Keyboardsounds, die ich am Anfang angesprochen habe, die bei Pallas eigentlich nicht so vorkommen - Teppiche, quietschige Fietschleads, künstliche Chöre - kommen hier vor. Zumindest sind die Plastikorchstrierungen ganz ordentlich gelungen.
Das allerschlimmste an diesem Album ist aber das Cover. Wer hat denn diesen Mist verzapft? Würde ich das Teil im Laden stehen sehen, würde ich einen großen Bogen drumrum machen. Wenn man dieses außerordentlich hässliche Geschöpf, das mehr als die linke Hälfte des Bildes einnimmt, weglassen würde, bliebe wenigstens noch ein nettes Chaos-Kathastrophen-Kriegs-Apokalypsen-Bild (auch nix Großes) a la Symphony X (Paradise Lost), aber so wirkt es einfach nur noch peinlich, wie ein zweitklassiger Halo-Computerspiel Klon. Aber naja, die Musik ist ja eh wichtiger.

Und die ist ehrlich gesagt gar nicht mal so schlecht! Im großen und ganzen ist XXV ein Album, welches was hätte werden können, aber deutlich Potenzial in Sachen Produktion, Sänger und Sounds verschenkt hat. Komponiert ist das Teil eigentlich garnicht mal so schlecht. In 20 Jahren findet man vielleicht eine besser klingende Remaster-Version vor (haha)..
Kann man XXV ausgewiesenen Pallas Fans empfehlen? Ich weiß nicht.. Das Teil punktet sicher bei Neo-Prog Fans, die bei einem wenig Riffing und Metal Anleihen nicht gleich unter den Schrank kriechen. Andersherum würde ich es auch Metal Fans, die mal Lust auf ein wenig mehr Atmosphäre haben, ans Herz legen. Aber in die Richtung gibt es einfach besseres. 
Jedenfalls entfernen sich Pallas hier (bewusst?) vom Neo-Prog mehr in die Metal Ecke. Tatsächlich wurden die bei der Band eigentlich bekannten Hard-Rock Passagen und Metal Passagen ausgetauscht. Gleichzeitig verschwinden aber die zuckrigen Keyboard Sounds auch nicht. Die Songs sind jedoch wesentlich kürzer ausgefallen; kein Song überschreitet die 7 Minuten Grenze, sieht man vom Opener ab, der aber mit 30 Soundeffekten beginnt, und der abschließenden Suite, die eigentlich aus drei recht unabhängigen Einzelsongs besteht. Mir fehlen die epischen Ausschweifungen, die Spannungbögen.

Anmerkung: Das Album ist übrigens der zweite Teil des Debut-Konzept-Klassikers The Sentinel, der mir allerdings nicht wirklich gefällt. Ich bin auch mit den Lyrics nicht allzu bewandert, von daher sehe ich es als unabhängiges Album, zumal auch die Musik NULL nach The Sentinel klingt.

Augen zu (wegen des Covers) und durch!


 

Bewertung:

Vergleichbar mit:

Ayreon, Queensryche, Uriah Heep, Rainbow. Diesmal ist mehr Brei drin, also mehr Neo-Prog der 80er Jahre. 

 
 
 
 
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