Porcupine Tree - The Incident (2009)

03.03.2015 14:47

Veröffentlichung: 2009

Stil/ Genre: Retro-Progressive Rock, New Artrock, Britpop, Progressive Metal

 

Besetzung:

Steven Wilson - Gesang, Keyboards, Gitarre

Richard Barbieri - Keyboards

Gavin Harrison - Drums

Colin Edwin - Bass

 

Titelliste:

Disc 1

1. The Incident

        I. Occam's Razor

        II. The Blind House

        III. Great Expectations

        IV. Kneel & Disconnect

        V. Drawing The Line

        VI. The Incident

        VII. Your Unpleasent Family

        VIII. The Yellow Windows Of The Evening Train

        IX. Time Flies

        X. Degree Zero Of Liberty

        XI. Octane Twisted

        XII. The Sceance

        XIII. Circle Of Manias

        XIV. I Drive The Hearse

Disc 2

1. Flicker

2. Bonnie The Cat

3. Black Dahlia

4. Remember Me Lover

 
 

Ich hab ja mit Porcupine Tree seit einiger Zeit irgendwie meine Probleme. Es gab Tage, Wochen, wo ich von Fear Of A Blank Planet, In Absentia oder gar dem Wish You Were Here Coveralbum The Sky Moves Sideways nicht genug bekommen konnte. Man kann nix sagen, sind auch alles gute Alben.
Aber solche Aussagen wie "Steven Wilson hasst Stillstand" oder "Die unterbewerteste Band des Planeten".. So ein Quatsch. Meiner Ansicht nach werden die Herren und Steven Wilson geradezu in den Himmel gehoben. Und das (nicht ganz, aber teilweise schon) zu Unrecht!

Fangen wir mal an. Ich provoziere: Steven Wilson kann nicht Gitarre spielen. Oder wieso steht mindestens jedes zweite Lied von Porcupine Tree in d-Moll? Na weil sich brachiale Tool artige Riffs besonders gut in Drop-D Tuning auf der Gitarre spielen lassen. Der hängt seine Gitarre unter die Eier, als wäre er Metaler. Dabei meint er selbst, er lehnt neuerdings harte Metalriffs ab. Achso, und was ist das dann bei The Blind House? Ich provoziere weiter: Steven Wilson ist ein miserabler Sänger. Da wird der Herr James LaBrie immer runtergemacht, er wäre ein schlechter Sänger.. ABER LaBrie kann böse, kann hoch, kann tief, kann laut und leise, kann lieb und schmalzig und hin und wieder auch nervig. Wilson kann nur Wilson. Und Wilsons Gesang ist langweilig, uninspiriert und eigentlich nur richtig gut, wenn sie als Instrument eingesetzt wird (Luminol). Ich provoziere erneut: Steven Wilson ist arrogant. Geht man ins Konzert von Porcupine Tree, ist Fotos machen verboten. Macht man doch welche, wird man rausgeworfen oder geht ohne Kamera nach Hause. Und wenn wir schon bei den Konzerten sind: Kein Lächeln, kein Blick zu den anderen Musikern, kein Gefühl! Ein Klick im Ohr ermöglicht das absolut perfekte Nachspielen von Occam's Razor und den perfekten, aber wirklich PERFEKTEN Einsatz zu The Blind House - das lässt sich ohne Klick garnicht zählen! Alles glattgebügelt, alles zu perfekt, keine Authentizität, nix. Einfach alles runtergebraten, fertig. Und was soll das eigentlich, dass Wilson barfuß spielt? Ist das jetzt cool? Da kommt mir fast der Verdacht, man habe eine noch lahmere Vorband (Rose Kemp - ich bitte euch..) gesucht, um es nicht ganz so lahm aussehen zu lassen.. Aber ich übertreibe.

Fakt für mich ist, dass Steven Wilson mit und auf The Incident nicht viel zeigt. Dass er es besser kann, zeigt er mit seinen Soloalben. Hier zeigt er aber, dass er selbst Dinge, die nicht gelungen sind, als gelungen verkaufen kann. Zugegebenermaßen ist das zwar auch eine Kunst. Aber diese billigen bratzigen Riffs, die immer gleiche Stimme, die holprigen Übergänge zwischen den einzelnen Songs (ein Longtrack soll The Incident sein? Hmm, klar, und dann sagen sie alle Roine Stolt's Garden Of Dreams oder gar Genesis' Supper's Ready (!) wäre zusammengestückelt), das Abkupfern, was ja schon auf dem letzten Album verstärkt eintrat (Sentimental - Trains, Anesthetize - mehrere Tool-Songs, und auf dieser Platte das bereits erwähnte Time Flies - Dogs von Pink Floyd) - warum wird beispielsweise Dream Theater Stillstand vorgeworfen, wo die sich fünfmal mehr weiterentwickeln als diese "wichtigste Rockband der Neuzeit"? Nur wieso wird das anderen Bands vorgeworfen und Porcupine Tree werden hier zu den absoluten Meistern erklärt, wo sie doch eigentlich nur zigtausende billige Riffs zusammenstöpseln? - Ich provoziere weiter.

Aber ganz so böse will man ja auch nicht sein. Porcupine Tree sind in der heutigen Zeit, wo Musik immer mehr an Anspruch, an Tiefgang verliert, immer noch ein heller Stern, der am Himmel blitzt. Nur, es gibt immer noch hellere. Und ja, ich ziehe die vielgehassten Dream Theater heran, denn die sind mir immer wesentlich sympathischer als der viel zu hoch abgehobene Gnom Steven WIlson! Ich provoziere erneut.

Aber was sollen sie schon machen. Der schwache Gesang, die Bratzriffs, die immer simpler werden.. Das sind doch die Markenzeichen von Porcupine Tree! Nur.. einige nehmen es gut auf, andere, so wie ich, weniger. Die verlieren doch all ihre Fans, wenn sie sich einen neuen Sänger suchen. Oder wenn sie sich einen neuen Gitarristen suchen. Und damit meine ich nicht so einen wie Alex Lifeson, der bei Fear Of A Blank Planet ein recht unspektakuläres Solo gespielt hat (hätte er sich auch schenken können). Wilson kann ja gut, wenn er will. Er kann schöne Harmonien schaffen wenn er will, er kann rocken, wenn er will, er kann atmosphärisch wenn er will. Nur irgendwie will er nicht mehr!

Im Ernst, ich mochte Fear Of A Blank Planet sehr, auch In Absentia mag ich, aber schon Deadwing grenzte bis auf Ausnahmen an Rohrkrepiererei (Aus Arriving Somewhere hätte man was machen können, wenn man Harrison mal hätte machen lassen, was er will!). The Incident ist besser als letzteres, aber trotzdem noch kein Meisterwerk.. Und jetzt kommt mir nicht mit Minimalismus und Gefühl, Wilson gehen einfach die Ideen aus und er sollte mal wieder was Neues machen. Ha - und ihr beschipmft Neal Morse, er würde nur das Gleiche machen. Nur der ist ein besser Musiker, Sänger, Komponist und auch noch obersympathisch und einer der besten Entertainer im Bereich Progressive Rock.

Ne, ich mags nicht mehr, und wenn mich eine Band live enttäuscht, dann mag ichs noch weniger. Bitte Herr Wilson, ich werd mir jedes Ihrer nächsten Alben anhören, aber als Fan gewinnen Sie mich wohl nicht mehr.

(Nachtrag 2015: Diese Rezension ist 2009 entstanden. Mittlerweile hat er mich wieder, da er in der Tat etwas Neues gemacht und scheinbar auch gemerkt hat, dass aus dem Projekt Porcupine Tree die Luft raus war. Wilson sehe ich heute schon wieder etwas anders, The Incident mag ich immer noch nicht.)

 

Bewertung:

Vergleichbar mit:

Sich selbst, an manchen Stellen Tool. 

 
 
 
 
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