Genesis - R-Kive (2014)

27.10.2014 18:30

Veröffentlichung: 2014

Genre/ Stil: Progressive Rock, Rock, Pop, Art Pop, Classical (letzter Song)

 

Besetzung:

Peter Gabriel - Gesang, Querflöte

Tony Banks - Keyboards, Gesang

Mike Rutherford - Bass

Phil Collins - Schlagzeug, Gesang

Steve Hackett - Gitarre, Gesang

John Mayhew - Schlagzeug

Anthony Philips - Gitarre

 

Titelliste:

Disc 1:

1. Genesis - The Knife

2. Genesis - The Musical Box

3. Genesis - Supper's Ready

        I. Lover's Leap

        II. The Guaranteed Eternal Sanctuary Man

        III. Ikhnation And Itsacon And Their Band Of Merry Men

        IV. Willow Farm

        V. Apocalypse In 9/8 

            (Co-Starring The Delicious Talents Of Gabble Ratchet)

        VI. As Sure As Eggs Is Eggs (Aching Men's Feet)

4. Genesis - The Cinema Show

5. Genesis - I Know What I Like (In Your Wanderobe)

6. Genesis - The Lamb Lies Down On Broadway

7. Genesis - Back In New York City

8. Genesis - Carpet Crawlers

9. Steve Hackett - Ace Of Wands

Disc 2:

1. Genesis - Ripples

2. Genesis - Afterglow

3. Peter Gabriel - Solsbury Hill

4. Genesis - Follow You, Follow Me

5. Tony Banks - For A While

6. Steve Hackett - Every Day

7. Peter Gabriel - Biko

8. Genesis - Turn It On Again

9. Phil Collins - In The Air Tonight

10. Genesis - Abacab

11. Genesis - Mama

12. Genesis - That's All

13. Phil Collins & Philip Bailey - Easy Lover

14. Mike & The Machanics - Silent Running

Disc 3:

1. Genesis - Invisible Touch

2. Genesis - Land Of Confusion

3. Genesis - Tonight, Tonight, Tonight

4. Mike & The Mechanics - The Living Years

5. Tony Banks - Red Day On Blue Street

6. Genesis - I Can't Dance

7. Genesis - No Son Of Mine

8. Genesis - Hold On My Heart

9. Mike & The Mechanics - Over My Shoulder

10. Genesis - Calling All Stations

11. Peter Gabriel - Signal To Noise

12. Phil Collins - Wake Up Call

13. Steve Hackett - Nomads

14. Tony Banks - Siren

 

 
 

Als vor ein paar Monaten groß angekündigt wurde, dass es in den nächsten Tagen „große Neuigkeiten“ bezüglich Genesis geben würde, überschlugen sich Schreiberlinge mit Spekulationen. Eine Reunion, vielleicht sogar eine richtige mit allen 5, eine Veröffentlichung mit nie gehörten Titeln, die in der Schublade gelandet waren, manche hofften sogar auf ein neues Album. Aber was kam raus? Eine… Best Of.

Sofort überschlugen sich sämtliche Schreiberlinge mit Ausdrücken ihrer Enttäuschung. Sie hatten gehofft, dass.. Sie hatten gehofft, dass…

Ich glaube, auch Ur-Genesis Gitarrist Steve Hackett hofft. Er hofft, dass seine alt gewordenen Freunde endlich mal ihren Arsch hochbekommen und man gemeinsam auf Tour geht. Ohne Invisible Touch. Ohne Mama (oha!). Mit Phil an den Drums, so gut es noch geht, mit Peter am Gesang. Und mit ein paar der größten Songs die je eine Rockband geschrieben hat. Wie in alten Zeiten.

Wie lange gibt es schon Spekulationen? Und wie lange wird man noch hingehalten? Ich glaube langsam an keins dieser Dinge mehr. Immerhin war es schon sehr berührend, die fünf Giganten in der Doku mal wieder nebeneinander sitzen zu sehen, wenn auch ohne Instrumente.

Aber was wollen sie uns eigentlich mit der Doku sagen? Gab es nicht schon sauviele Kommentare zu den einzelnen Alben in den Komplettboxen? Kommt schon ihr alten Säcke. Habt euch nicht so, tut euch halt mal wieder zusammen, es werden euch hunderttausende Menschen danken. Und Steve auch! Der arme Typ fühlte sich schon gezwungen, seine eigene Band zusammenzustellen, um die alten Klassiker wieder auf die Bühne zu bringen.

 

Aber was wollen sie uns eigentlich mit dieser Best-Of sagen? Was soll dieses kindische Gensise Logo? Und das lausige Spiel mit der englischen Aussprache von Archive? R-Kive. Dann nennt es doch gleich THX („thanks for everything, guys, and thanks for buying this lame-ass compilation“) oder YOLO („you only live once, so better sell the stuff a few more times“). Wenig Sinn? Wenig Sinn. Auch der Name R-Kive hat wenig Sinn. Denn R-Kive ist keine Sammlung aus Archiven. R-Kive ist eine Sammlung aus Songs, die jeder Genesis Fan sowieso schon dreihundert mal in seinen *Archiven* hat. Und diese Archive soll „R-Kive“ bestimmt nicht ansprechen; wenn doch, dann wäre das mehr als dreist.

 

Obwohl - dreist ist es eh schon. Wie kann irgendeiner der Bandmitglieder, der Manager, was weiß ich wer, glauben, dass eine Best-Of für einen Genesis-Fan „exiting“ wäre? Dabei gibt es bei dieser Compilation etwas gaaanz besonderes zu bestaunen: Ein gutes Drittel sind von den Soloalben der Bandmitglieder!! Wooaah. 

Ein wenig unsicher begründen Phil, Tony und Mike (wieso schon wieder ohne Peter und Steve!?!?), wieso sie das gemacht haben. Sie wollen, dass Leute, die lediglich In The Air Tonight und Invisible Touch kennen, die nicht mal wissen, dass Phil Schlagzeug spielt und Peter früher gesungen hat, bemerken, dass Genesis mehr als Invisible Touch sind und Phil Collins mehr als In The Air Tonight ist. Und sie wollen wohl auch, dass alle bemerken, dass bei Mike & The Mechanics mal einer von Genesis dabei war. Deswegen haut man auch die bekanntesten Songs der Mechanics drauf: Over My Shoulder, Silent Running, The Living Years. Okay, das liegt wirklich nahe, denn viel besser als in diesen Songs wurde die Truppe um Rutherford nicht wirklich.

Etwas anders scheint es sich mit Peter Gabriels Solosachen zu verhalten. Der Mann hatte weltweiten Supererfolg. Trotzdem denke ich, dass er sich eher als Kunstmusiker denn als Hitmaschine (wie Kollege Phil) sieht. Solsbury Hill muss drauf, das ist klar. Der Song handelt von seinem Ausstieg bei Genesis. Biko konnte ich noch nie so leiden, wie alle anderen, hier hätte ich mir doch lieber ein Sledgehammer gewünscht, denn im Gegensatz zu Genesis ab 1981 war Gabriel auch gut, wenn er Hits schrieb. Aber Signal To Noise, alle Achtung! Den hätte ich hier am wenigsten erwartet, als einen der anspruchsvollsten Song der neueren Gabriel Veröffentlichungen.

Dass Collins’ In The Air Tonight auf dieses Album musste, war klar, das bedarf keiner großen Worte. Easy Lover finde ich cool, nicht essentiell. Wake Up Call überrascht mich. Der Song ist okay, hatte aber wenig kommerziellen Erfolg. Vielleicht mag Collins den Song derartig, dass er ihn den Leuten nach seinem ersten Anlauf noch mal unter die Nase reiben will, ich weiß es nicht.

Bei Hackett erübrigt sich die Entscheidung zwischen erfolgreichen oder guten Songs. Er zeigt hier eher, dass er richtig, also RICHTIG Gitarre spielen kann, allerdings kein besonders guter Sänger ist (Nomads). Man hört aber von seinem fantastischen klassischen Konzertgitarrenspiel, sowie seinem Gespür für einen tollen Gitarrensound (welches z.B. Rutherford völlig abgeht). Ich glaube, er will auch einen gewissen Gegenpol zur verweichlichten Pop-Musik einiger seiner Kollegen setzen. Dafür eignet sich ein Ace Of Wands natürlich prächtig.

Banks’ Popsachen sind zu vernachlässigen. For A While und Red Day sind die einzigen Songs, die ich von dieser Compilation nicht kenne. Mann, was Tony alles geleistet hat, und dann sowas. Seine Orchester Sachen finde ich okay, da hätte ich mir hier lieber Spring Tide von Seven gewünscht, meiner Ansicht nach das wesentlich bessere Werk. Trotzdem, hier zeigt Tony, dass er es doch kann, wenn er will.

 

Bleibt noch die Frage nach den Genesis Songs. Nun, man versucht mal wieder, alle Zeitspannen abzugrasen.

Da hätten wir zunächst aus der Gabriel Phase die unumgänglichen Werke Musical Box, Supper’s Ready, Cinema Show und The Knife. Carpet Crawl ist natürlich auch wieder drauf, diesmal zum Glück in der (meiner Ansicht nach) wesentlich schöneren originalen Version von 1974. Was Back In NYC hier soll, verstehe ich nicht; der Song ist zwar gut, aber da hätte mir In The Cage oder Slippermen wesentlich besser gefallen. Natürlich darf auch wieder I Know What I Like nicht fehlen, ein Song, den ich einfach nicht mehr hören kann. Der ist auf sämtlichen anderen Kollektionen und Live-Alben dabei, ich finde, hier hätte man lieber mal einen Song wie Can-Utility, Dancing With The Monolith Knight oder Watcher Of The Skies draufhauen können. Und wieso nicht Cinema Show so enden lassen, wie es eigentlich endet? Mit Aisle Of Plenty! Diese anderthalb Minuten hätten das Kraut nun auch nicht fett gemacht. Und überhaupt- WO IST EIGENTLICH FIRTH OF FIFTH? Seid ihr wahnsinnig?

Von der Phase Trick bis Duke gibt es je einen Song pro Album. Was ist mit ist Mad Man Moon? Burning Rope? Oder One For The Vine? Das geniale Dance On A Volcano??? Die wirklich großen Songs dieser Alben werden hier zugunsten von eingängigeren Songs vernachlässigt. Weiterhin ist mir unverständlich, wie man mit Ripples und Afterglow zwei Balladen aufeinander folgen lassen kann, wo danach auch nicht viel mehr Fahrt aufgenommen wird. Auch Solsbury Hill und Follow You sind mir einfach zu ähnlich um sie nacheinander zu hören. Nicht falsch verstehen, ich mag all diese Songs trotzdem, aber da gibt es einfach essentiellere.

Aber hier geht der Teil los, der mich dann wieder maßlos aufregt. Abacab war in der Originalversion schon immer völlig formlos (Three Sides Live, Leute, da haben wir die definitive Variante des Songs). Mama, logisch. Thats All, überflüssig, obwohl nett.

Aber.. wer, WER braucht drei Songs von Invisible Touch und I Can’t Dance? Dass man die beiden Hits Invisible Touch und Land Of Confusion nicht weglassen konnte kann ich ja noch verstehen. Aber Tonight, Tonight??? Das sind für mich 9 Minuten Leere, Effekthascherei und Langeweile. Und für so einen Mist wird dann One For The Vine weggelassen. Na danke. Wenigstens ist Jesus He Knows Me nicht drauf. Dafür aber das bescheuerte Calling All Station. Und wo ist On The Shoreline, wo ist Dreaming While You Sleep?

 

Über die Songauswahl kann man sich natürlich immer streiten. Doch den Kommentaren zufolge, wieso die Band bestimmte Songs ausgewählt hat, sollten eigentlich (noch) ganz andere Tracks vertreten sein. Dass Collins auch mal Prog gesungen hat, wird überhaupt nicht beleuchtet. Die Ära Post-Gabriel bis 1980 wird völlig unter den Tisch fallen gelassen.

 

Wie dem auch sei, es bleibt natürlich zu diskutieren, was diese gesamte Veröffentlichung überhaupt soll. Die Auswahl der Genesis-Songs ist der der Platinum Collection (2004) recht ähnlich. Und die paar Songs der Solokarrieren von Banks, Collins, Hackett, Rutherford und Gabriel rechtfertigen für mich nicht die Veröffentlichung einer kompletten neuen Best-Of Box. Leute, das kauf ich euch einfach nicht ab.

Mein Tip an alle, die von Genesis eine Best Of wollen: Für MICH ist ihre Best Of komprimiert in den Alben von Nursery Cryme bis Wind & Wuthering. Bleibt natürlich das Totschlagargument, dass R-Kive trotzdem einen netten Überblick über das Schaffen von Genesis gibt. Blabla, wie ich diesen Satz hasse. Aber irgendwie muss er ja mit rein, wenn er nicht komplett abwegig ist (Das ist er übrigens zum Beispiel bei der Genesis Hit Collection, völliges Müllalbum.).

Mein Wort an Genesis: Kommt schon, ihr alten Säcke, ruht euch nicht auf euren Lorbeeren aus. Hört auf so eine Scheiße zu veröffentlichen. Tut euch zusammen und abertausend Menschen werden es euch danken. Und Steve auch.

 

Bewertung:

Abzug für Kohlemacherei, für eine mittelmäßige Songauswahl. Die Musik bewegt sich zwischen 2 und 15. Obwohl man eine solche Veröffentlichung eigentlich nicht bewerten sollte.

 

Vergleichbar mit:

Gensise

 
 
 
 

 

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